Jun 07 2010

Camarón de la Isla – ‚Der Spiegel der andalusischen Seele‘

Category: Spanische Kultur und Geschichtethomas @ 13:58
Camarón sang äusserst intensiv und leidenschaftlich

Camaróns Gesang: intensiv und leidenschaftlich

Eine Gitarre, feines Händeklatschen, eine Stimme. Flamenco kommt mit wenig aus und geht doch unter die Haut. Der Sänger Camarón de la Isla war der beste seines Fachs, ist man sich einig. In der Tat, sein unglaublich leidenschaftlicher Gesang macht Gänsehaut – und ihn selbst schlicht legendär. Der Musiker aus Andalusien hat Musikgeschichte geschrieben.

Er sei als Junge dünn und blondhaarig gewesen. Für einen Onkel sah er aus wie eine Garnele, auf Spanisch ‚Camarón‘. Sein Heimatdorf San Fernando bei Cádiz ist eine Halbinsel, was ihm den Zusatzname ‚de la isla‘, also ‚von der Insel‘ bescherte. Die ‚Garnele von der Insel‘ fiel schon als Kind durch seine musikalischen Fähigkeiten auf. Erst 18-jährig nahm er mit dem Gitarristen Paco de Lucía seine erste CD auf. Er feierte erste Erfolge. Dann begann seine musikalische Entwicklung. Vom traditionellen Flamenco ausgehend entwickelte er einen immer persönlicheren Stil und würde bald als grosser Innovator in die Musikgeschichte eingehen. Die CD’s ‚El camarón de la isla con la colaboración especial de Paco de Lucía‘ und ‚Atrás del tuyo se va‘ wurden zu grossen Erfolgen und markierten den Anfang einer musikalischen Revolution in der Welt des Flamenco.

Mit dem Album ‚La Leyenda del tiempo‘ war diese definitv vollzogen. Camarón integrierte in seine Musik Elemente von Jazz, Rock und orientalischer Musik. Zudem führte er Instrumente ein, die vorher nie im Flamenco verwendet wurden: Bass, Querflöte, Schlagzeug und andere. Seine stilistischen Erneuerungen, wie zum Beispiel auch die Verwendung von neuen Rythmen, wurden von zahlreichen Musikern nachgeahmt. Camarón wurde zum grossen Star des Flamenco. Für einige seiner Texte verwendete er Gedichte des bekannten Schriftstellers Frederíco García Lorca aus Granada. Das Resultat war geballte andalusische Kunst – der Erfolg enorm.

Später arbeitete er mit dem Gitarristen Tomatito zusammen, dann mit Vicente Amigo. Mit letzterem nahm er seine meistverkaufte CD ‚Soy gitano‘ auf. Die Aufnahmen der darauffolgenden CD im Jahr 1992 mussten unterbrochen werden. Camarón erkrankte an Lungenkrebs. Das Rauchen nahm der Flamencowelt seinen grössten Star. Er erlag dem Krebs noch im selben Jahr –  eine Legende ging zu Ende.

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Mai 24 2010

Mariana Pineda – Die Kämpferin für Freiheit und Gerechtigkeit aus Granada

Category: Spanische Kultur und Geschichtethomas @ 22:01

Sie war blond, hatte blaue Augen und eine helle Haut und sie liebte die Freiheit. Mariana Pineda von Granada gilt heute als spanische Nationalheldin. Ihren Kampf für die Prinzipien der Freiheit und Gerechtigkeit bezahlte sie im absolutistischen Spanien des  frühen 19. Jahrhunderts mit ihrem Leben.

Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit - Mariana Pineda lebte und starb für ihre Prinzipien

Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit - Mariana Pineda lebte und starb für ihre Prinzipien

Mit 15 Jahren heiratete sie einen liberalen Armeeoffizier, der wenige Jahre später starb und Mariana mit zwei Kindern alleine liess. In Spanien waren Kämpfe zwischen absolutistischen und liberalen Kräften im Gange. Mariana politisierte sich im jungen Alter von 18 Jahren immer stärker. Sie setzte sich für die Liberalen ein, die für das Erbe der französischen Revolution, für Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, kämpften. Sie fälschte zum Beispiel Pässe für aufständische liberale Soldaten, um ihnen bei der Flucht zu helfen. Die Polizei wurde auf sie aufmerksam, durchsuchte ihr Haus, fand allerdings – vorerst – nichts verdächtiges.

Immer militanter half Mariana später bei der Befreiung ihres zum Tode verurteilten Cousins mit. Dieser war als hoher Militär bei einer Erhebung der Armee gegen den König beteiligt. Weiter versteckte sie gefährdete Personen in ihrem Haus und hielt Kontakt zu Verbindungsleuten in Gibraltar, das als sicherer Zufluchtsort für die Gesuchten galt. Die Polizei wurde erneut auf sie aufmerksam. Diesmal wurde sie fündig. Eine Flagge mit dem Schriftzug „Gleichheit, Freiheit und Gesetz“ wurde ihr zum Verhängnis.

Mariana Pineda wurde der Verschwörung gegen den Staat angeklagt. Sie weigerte sich, Namen ihrer Komplizen preiszugeben. Am 26. Mai des Jahres 1830 brachte man sie zum Triumpfplatz in Granada, wo sie öffentlich durch die Garrotte hingerichtet wurde. Mariana Pinedas Hinrichtung sollte nicht nur eine Abschreckung gegenüber der liberalen Kräfte sein, sondern auch die politische Partizipation der Frau im Spanien des 19. Jahrhunderts verurteilen. Umso mehr wurde Pineda zum Symbol für Freiheit und Liberalismus, sowie für Frauenrechte. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein galt sie als Vorbild und Märtyrerin, die sich für freiheitliche Werte opferte. Spanien sollte noch lange für diese Werte zu kämpfen haben. Erst 1975, mit dem Ende des Franco-Regimes, wurden Demokratie und Rechtsstaat in Spanien nachhaltig gefestigt.

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Mai 10 2010

Das Generalife – Paradiesische Gärten in Granada

Die Alhambra von Granada ist weltberühmt. Über Jahrhunderte haben verschiedene Könige und Herrscher die Alhambra verändert und erweitert. Deshalb ist die Festung, die über Granada thront, nicht eine homogenes Bauwerk, sondern besteht aus verschiedensten Einzelteilen. Eine besonders schöne Erweiterung der Alhambra sind die maurischen Gärten des Generalife.

Der Hof des Wasserkanals im Generalife in Granada

Der Hof des Wasserkanals im Generalife in Granada

Die Mauren waren über Jahrhunderte Herrscher von Granada. Ende des 13. Jahrhundert erlebte Granada eine Blütezeit. Es wurde gebaut, die Alhambra fleissig erweitert. Der maurische Herrscher Mohammed III., viel beschäftigt und erholungsbedürftig, gab den Auftrag oberhalb der Alhambra das Generalife anzuelegen. Die weitläufigen Gärten würden ihm und den zukünftigen Herrschern als Erholungsraum dienen. Obwohl das Generalife mittels einem kurzen Fussmarsch von der Alhambra aus zu erreichen ist, wurde es als ausserhalb der Alhambra betrachtet. Die Alhambra war nämlich nicht nur Festung und Königspalast, sondern eine eigentliche Stadt, ausgestattet mit allem was nötig war, innerhalb Granadas. So betrachteten die maurischen Herrscher das Generalife denn auch als ihre Sommerresidenz, die sie über einen überdachten Fussweg erreichen konnten.

Der Garten der Sultanin im Generalife in Granada

Der Garten der Sultanin im Generalife in Granada

Das Generalife ist wunderschön, es faszinieren vor allem die vielen Planzen und farbigen Blumen und die zahlreichen Brunnen und Teiche. Das Wasser frischte in der Sommerhitze, die bis über 40 Grad erreichen kann, auf. Der Bau besteht aus zwei Teilen. Erstens dem ‚Patio de la Acequia‘, zu deutsch der ‚Hof des Wasserkanals‘. Es handelt sich dabei um einen Innenhof, der über ein langes Becken mit kleinen Wasserfontänen verfügt. Rundherum finden sich Blumenbeete, Steinwege und verschiedene Pavillons. Der zweite Teil ist der ‚Garten der Sultanin‘, der ‚Jardín de la Sultana‘. Auch dieser Garten setzt sich aus Wasserläufen und Gärten zusammen. Eine paradiesische Umgebung, in der sich die Herrscher von Granada vergnügten und erholten.

In der späten Phase der maurischen Gärten wurde der Unterhalt der Gärten vernachlässigt. Die chirstlichen Herrscher, die später die Macht übernahmen veränderten und renovierten das Generalife. Es ist deshalb schwer zu sagen, wie es in seiner ursprünglichen Form ausgesehen hat. Die Escuela Delengua organisiert regelmässig geführte Ausflüge zur Alhambra, bei denen auch das Generalife besucht wird. Die Lehrpersonen geben gerne mehr Auskünfte über die Bauten.

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Mrz 15 2010

Das Massaker von Granada: Ein dunkles Kapitel in der Geschichte Spaniens

Category: Spanische Kultur und Geschichtethomas @ 16:39

Wir schreiben das Jahr 1066. Tiefes Mittelalter, das andalusische Granada floriert und liegt fest in arabischer Hand. Auch eine grössere jüdische Gemeinschaft hat sich in Granada angesiedelt. Sie lebt gut integriert und wirtschaftet erfolgreich. Doch macht sich zunehmend Unmut in der islamischen Bevökerung breit. Die Juden zeigten keinen Respekt gegenüber dem Islam, hielten Abmachungen nicht ein, hörte man. Am 30. Dezember 1066 entlädt sich diese Stimmung in der schrecklichsten nur denkbaren Art.

Lesung aus der Thora

Lesung aus der Thora

Eine aufgebrachte Menschenmenge, ein wütender Mob, macht sich auf zum Palacio Real, dem Königspalast. Gewaltsam verschaffen sich die Muslime Eintritt, schnappen sich den mächtigen jüdischen Wesir Joseph inb Naghrela, nageln ihn an ein Kreuz, wo er in der Folge elendig zu Grunde geht. Danach setzt das eigentliche Massaker ein. Der Mob zieht los und massakriert gnadenlos alle Juden, die sich nicht rechtzeitig in Sicherheit bringen können. Frauen und Kinder werden nicht verschont, 1500 Familien werden ausgerottet, insgesamt 4000 Jüdinnen und Juden brutal ermordet. Es ist das vorläufige  Ende der jüdischen Gemeinschaft in Granada.

Die Wertung des Ereignis ist problematisch. Einerseits wird das Massker als erster antijüdischer Pogrom auf dem europäischen Kontinent gewertet, andererseits als aussergewöhnliches Ereignis in einer langen Geschichte des friedlichen Zusammenlebens von Muslimen und Juden.

Die kulturelle Vielfalt Granadas fasziniert bis heute. Für Touristen, Sprachstudenten und Kulturinteressierte ist die Stadt in Spanien ein Paradies. Das Viertel Realejo ist bis heute jüdisch geprägt, im Albayzin wird soviel arabisch gesprochen wie spanisch (dort befindet sich die Sprachschule Delengua), das Stadtbild schliesslich ist stark geprägt von prunkvollen katholischen Bauten, wie der gewaltigen Kathedrale von Granada. Granada erlebte dunkle Zeiten, wie das Beispiel des Massakers von 1066 zeigt. Heute leben die verschiedenen Kulturen weitgehend friedlich miteinander.

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Mrz 02 2010

¡Olé! – Flamenco-Kurse in Granada, Spanien

Flamenco ist Instensität und Leidenschaft. Flamenco ist Leben.

Der Atem des Publikums stockt als sich die Flamencotänzerin Maria graziös erhebt, mit eindringlichem Blick hervor tritt, ihre Arme über den Kopf hebt und zu tanzen beginnt. Flamenco ist nicht nur ein Tanz, Flamenco ist Leben. Flamenco ist Intensität und Leidenschaft. Verkörpert durch die wunderschöne Tanzerin Maria, die in ihrem feurig-roten Kleid, die Zuschauer in ihren Bann zieht.

Und Flamenco ist ansteckend. Manch ein Sprachschüler der Escuela Delengua hat sich mit dem Virus infiziert. Denn der Tanz- und Musikstil ist eines der kulturellen Highlights des südspanischen Granada. In dieser liebenswürdigen Stadt, mit ihren pittoresken Plätzen und Gässchen,  stark beeinflusst vom arabischen Nordafrika, wird Flamenco bei milden Temperaturen tagtäglich auf der Strasse gelebt. Sanfte Gitarrenklänge und feines Händeklatschen verleihen dem geschäftigen Leben der Stadt einen freundlichen Charakter.

Einige Infizierte begnügen sich nicht mit dem Besuch von Flamenco-Konzerten. Sie besuchen einen Flamenco-Tanzkurs der Escuela Delengua in Granada. Die Kurse starten jeden Montag, man belegt normalerweise zwei Lektionen pro Tag (ausser freitags) in Gruppen von einer bis zu fünf Personen. Wer das Instrumentale lieber mag, kann auch lernen Flamenco-Gitarre zu spielen. Da die meisten nur bis 1.30 Unterricht haben, stellen die Flamenco-Kurse eine interssante Ergänzungsmöglichkeit zu dem Sprachkurs dar.

Maria, die Tänzerin, hebt ihr Kleid leicht an, um die steppähnliche Einlage besser vollziehen zu können, stapft gekonnt immer virtuoser und schneller und beendet schliesslich schweissüberströmt mit einem lauten, eingänglichen Fusstritt  den Tanz: „¡Olé!“, ruft die begeisterte Menge.

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