Jun 21 2010

Vorsicht, Granada macht süchtig

Category: Granadathomas @ 13:26

Madrid oder Barcelona – das ist Spanien, das sind Weltstädte. Granada – noch nie gehört. Obwohl die Stadt keinen großen Namen hat, existiert ein bemerkenswertes Phänomen, eine Art ‚Granada-Syndrom‘. Lebt man in der Stadt, so trifft man immer wieder auf Gestrandete. Ehemalige Austausch-Studenten und Sprachschüler, oder Reisende, die alle eines gemeinsam haben: Sie verbrachten eine Weile in Granada, verliebten sich in die Stadt und kehrten zurück, um zu bleiben.

Granada aus der Ferne

Granada aus der Ferne

Worin liegt der Zauber dieser Stadt, die nicht New York oder Paris ist, die aber Heimat unzähliger Auswärtiger geworden ist? Granada fasziniert, zieht einen in seinen Bann. Spricht man mit Granada-Vertrauten, so kommen viele ins Schwärmen. Die Stadt ist freundlich, warm, nimmt seine Besucher herzlich auf. Sie ist nicht groß und protzig, kennt keine breiten, stauverstopften Straßen. Das Zentrum ist sehr konzentriert, fast alles Wichtige liegt in Reichweite eines kurzen Fußmarsches – Man ist nicht auf gestoßen volle Metros angewiesen und braucht nicht hastig Taxis herzuwinken.

Ein weiterer Vorteil ist sicherlich das Klima. Die andalusische Sonne sorgt für milde Temperaturen während des ganzen Jahres, doch noch weit wichtiger, erwärmt sie auch die Herzen. Die Wärme der Stadt drückt sich nicht nur physisch, sondern auch durch die Herzlichkeit seiner Bewohner aus. Es sind Menschen, die fast täglich mit Sonnenschein aufstehen und ihr Lebenstempo dem Klima anzupassen wissen. Man ist nett zueinander, schließlich ist ja schönes Wetter. Zeit für einen kurzen Schwatz nimmt man sich immer und auf die erholungsbringende Siesta nach dem Mittagessen ist keinesfalles zu verzichten.

Die Alhambra steht für vieles, was Granada ausmacht

Die Alhambra steht für vieles, was Granada ausmacht

Die Alhambra, die seit Jahrhunderten über der Stadt thront, steht für vieles, was Granada ausmacht. Die Festung verbindet ästhetische Architektur mit wunderschönen Pärken, spannende Geschichte mit reichhaltiger Kultur, Beständigkeit mit Wandel. Schon immer war die Stadt ein Schmelzpunkt der Kulturen, Araber, Juden und Katholiken kamen und gingen und hinterliessen ihre Spuren.

Granada ist toll. Granada hat Charme. Granada ist herzlich. Aber Vorsicht: Granada macht süchtig.

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Jun 07 2010

Camarón de la Isla – ‚Der Spiegel der andalusischen Seele‘

Category: Spanische Kultur und Geschichtethomas @ 13:58
Camarón sang äusserst intensiv und leidenschaftlich

Camaróns Gesang: intensiv und leidenschaftlich

Eine Gitarre, feines Händeklatschen, eine Stimme. Flamenco kommt mit wenig aus und geht doch unter die Haut. Der Sänger Camarón de la Isla war der beste seines Fachs, ist man sich einig. In der Tat, sein unglaublich leidenschaftlicher Gesang macht Gänsehaut – und ihn selbst schlicht legendär. Der Musiker aus Andalusien hat Musikgeschichte geschrieben.

Er sei als Junge dünn und blondhaarig gewesen. Für einen Onkel sah er aus wie eine Garnele, auf Spanisch ‚Camarón‘. Sein Heimatdorf San Fernando bei Cádiz ist eine Halbinsel, was ihm den Zusatzname ‚de la isla‘, also ‚von der Insel‘ bescherte. Die ‚Garnele von der Insel‘ fiel schon als Kind durch seine musikalischen Fähigkeiten auf. Erst 18-jährig nahm er mit dem Gitarristen Paco de Lucía seine erste CD auf. Er feierte erste Erfolge. Dann begann seine musikalische Entwicklung. Vom traditionellen Flamenco ausgehend entwickelte er einen immer persönlicheren Stil und würde bald als grosser Innovator in die Musikgeschichte eingehen. Die CD’s ‚El camarón de la isla con la colaboración especial de Paco de Lucía‘ und ‚Atrás del tuyo se va‘ wurden zu grossen Erfolgen und markierten den Anfang einer musikalischen Revolution in der Welt des Flamenco.

Mit dem Album ‚La Leyenda del tiempo‘ war diese definitv vollzogen. Camarón integrierte in seine Musik Elemente von Jazz, Rock und orientalischer Musik. Zudem führte er Instrumente ein, die vorher nie im Flamenco verwendet wurden: Bass, Querflöte, Schlagzeug und andere. Seine stilistischen Erneuerungen, wie zum Beispiel auch die Verwendung von neuen Rythmen, wurden von zahlreichen Musikern nachgeahmt. Camarón wurde zum grossen Star des Flamenco. Für einige seiner Texte verwendete er Gedichte des bekannten Schriftstellers Frederíco García Lorca aus Granada. Das Resultat war geballte andalusische Kunst – der Erfolg enorm.

Später arbeitete er mit dem Gitarristen Tomatito zusammen, dann mit Vicente Amigo. Mit letzterem nahm er seine meistverkaufte CD ‚Soy gitano‘ auf. Die Aufnahmen der darauffolgenden CD im Jahr 1992 mussten unterbrochen werden. Camarón erkrankte an Lungenkrebs. Das Rauchen nahm der Flamencowelt seinen grössten Star. Er erlag dem Krebs noch im selben Jahr –  eine Legende ging zu Ende.

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